Lyrischer Anfall
Text und Musik: Hans Reißner
Der Garten wächst deutlich nach Eden,
es wuchert in unseren Palast.
Bringst Blumen und Tiere zum Reden
und lädst alte Dichter zur Rast.
Wir ernten nur ab, was wir brauchen,
das Restliche tauschen wir ein,
für Hose und Schuh, was zu rauchen,
zu lesen und vorrätig Wein.
Wir schmieren das Maul voller Honig
und lassen die Welt hinterrücks.
Wir feiern uns stündlich und ewig,
auf unserer Insel des Glücks.
Wir schwörn uns anarchische Treue
und vögeln bei klarem Verstand.
Ein Kodex, statt Einsicht und Reue,
kein Rückfall ins brave Gewand.
Denn Luzifer grinst aus der Ferne,
er hat uns viel Spielraum verschafft.
Am Tage da leuchten die Sterne,
die Sonne scheint für uns zur Nacht.
Wir spinnen uns durchs Universum
und träumen den uraltenTraum.
Es muß doch noch Leidenschaft geben,
jenseits von uns, Zeit und Raum.
Mit den Taubstummen wollen wir singen,
mit den Blinden die Aussicht erspürn.
mit den Lahmen Gebirge bezwingen
und die Verrückten beim verrückt sein nicht störn.
Sie sind ja so frei und vollkommen,
erlaubt ist, was ihnen gefällt.
Was wir uns nicht vorstellen können,
bringen sie bereits mit auf die Welt.
Wir können die Erde nicht lassen,
drauf leben war niemals bequem.
Wach auf, mein Schatz, jetzt nichts verpassen –
geliebt wird in jedem System.